Goggo in Norwegen

Goggo-Touren: Skandinavien. Weite Norwegens mit Goggo Coupé

Goggo in Norwegen

Das Titelbild zeigt das kleine Goggo Coupé auf einem ruhigen Parkplatz kurz vor dem Nördlichen Polarkreis in Norwegen.

Norwegen im Goggo Coupé erkunden

Noch immer kann ich es nicht ganz glauben. Mit dem Goggo Coupé erreiche ich nach der Fahrt durch Norddeutschland und Dänemark tatsächlich Norwegen. Dazu zeigt sich das nordische Land gleich zu Beginn von seiner besten Seite: Blauer Himmel, weiße Schönwetterwolken und angenehme Temperaturen. Herrlich und (noch) unglaublich. Doch von vorne – wie komme ich von Dänemark über den Skagerrak nach Norwegen?

Über den Skagerrak

Früh morgens starte ich voller Euphorie am Campingplatz in Hirtshals direkt an den angrenzenden Strand. Der Sand ist ganz fest und kann mit dem Fahrzeug befahren werden. Etwas vorsichtig und ängstlich fahre ich langsam auf den betonharten Strand. Was für eine ungewöhnliche Erfahrung und ein klasse Bild. Laut einem Campingplatz-Dauerbesucher aus Deutschland landeten hier früher sogar große Militärtransportmaschinen. Irre, was für eine Vorstellung.

Goggo Coupé am Strand von Hirtshals
Goggo Coupé am Strand von Hirtshals im Norden Dänemarks

Norwegen wir kommen

Mit der Fähre geht es am Mittag in guten drei Stunden von Hirtshals (DK) nach Kristiansand (NOR). Dabei kommen mir viele Kindheitserinnerungen in den Kopf. Früher waren wir häufiger im Sommerurlaub mit Zelt und PKW in Norwegen zum Urlaub. Damals mit den alten Fähren Skagen oder Christian IV waren für mich die Überfahrten (wie noch heute) interessant und aufregend – ich muss(te) immer alles bestaunen, anschauen und fotografieren: Das Schiff, die Technik und das Meer.

Das Wetter wechselt während der Überfahrt überraschend von trüb und wolkenverhangen auf sonnig mit blauem Himmel. Das Goggo Coupé übersteht die Überfahrt ohne Probleme und keinerlei Vorkommnissen. Ein (gewöhnlicher) Mitreisender eben.

Das kleine Coupé auf dem Autodeck der Superspeed-Fähre von Color Line auf dem Weg nach Norwegen
Das kleine Coupé auf dem Autodeck der Superspeed-Fähre von Color Line auf dem Weg nach Norwegen

Setesdal bis Røldal

Im Setesdal hängen die Wolken tief, dennoch regnet es nicht und zwischendurch blitzt die Sonne durch. Das Tal ist dennoch vielfältig. Bereits wenige Kilometer außerhalb der Großstadt Kristiansand bin ich in der einzigartigen Natur Norwegens angekommen. Ich übernachte auf einem kleinen Rastplatz, nebst zwei Baustellen-Trucks (siehe Highlightbild weiter unten). Die begeisterten Jungs, bitten mich zuerst, dass Goggo umzuparken, obwohl ihre Trucks locker genügend Platz haben. Doch das Goggo Coupé soll genau vor den Trucks stehen. Man soll die Größenunterschiede besser erkennen sehen. Wir sind alle drei wie kleine Jungs und freuen uns gemeinsam über diese ausgefallene Situation. Im Gespräch merken die Beiden an, dass sie heute Nacht in ihren Trucks übernachten. Sie überzeugen mich schließlich, dass ich direkt daneben im Zelt schlafen kann.

In Deutschland hätte ich sicherlich nicht richtig schlafen können. Dabei hätte ich sicherlich gegrübelt, ob sie mich in der Nacht überfallen. Doch nicht so in Norwegen. Als ich morgens um sieben aufwache und aus dem Zelt krieche, fahren beide mit einer ersten Ladung Schotter hupend am Parktplatz vorbei, winken mir zu und strahlen glücklich. Das Wetter klart auf und ist sonnig bei strahlend blauem Himmel. So ist im Laufe des Tages eine gemütliche Brotzeit mit herrlichem Blick über Røldal möglich.

Immer nordwärts durch Norwegen

Richtung Odda geht es durch lange Tunnel den Berg hinauf, teils sogar in Tunneln die eine 360°-Schleife im Berg machen. Das ist einfach irre und kostet mich einige Nerven. Meistens steigt die Strecke im Tunnel steil an oder es geht ordentlich bergabwärts. Bei ersterem kämpft der Oldtimer und wir kriechen teils mit 30 km/h den Berg im Dunkeln hinauf. Dabei habe ich anfangs die Hosen richtig voll.

Doch schlussendlich läuft das Coupé hervorragend und wir meistern alle Steilstücke und Tunnel ohne technische Ausfälle. Die Straßen im Süden sind mittlerweile überwiegend gut ausgebaut und nur noch selten schmal und klein. Zu den Urlaubstagen meiner Jugendjahre mit meinen Eltern war das noch anders. Damals führten die Straßen unter gewaltigen Felsüberhänge hindurch und waren teils nur so schmal wie ein Auto.

Abstecher zum Buarbreen

Bei Odda entscheide ich mich spontan zu einer kurzen Wanderung (knapp eine Stunde/einfach) zum Ausläufer des Buarbreens, der Teil des mächtigen Folgefonna Nationalparks (Wiki, externer Link) ist.

Im Nachgang ein Fehler. Der Parkplatz kostet untypischerweise für Norwegen (150 NOK). Dazu strömen Scharen von Touristen den teils steilen Hang mit Turnschuhen hinauf. Stau, Stress und rücksichtslose Urlauber. Letztlich kommt man an die Gletscherzunge gar nicht direkt dran. Beeindruckend ist der Gletscher dennoch.

Gletscher Buarbreen bei Odda
Gletscher Buarbreen bei Odda, als Ausläufer des Folgefonna Nationalparks

Von Odda bis Utne

Am späten Nachmittag fahre ich weiter den Fjord entlang nach Odda und weiter bis zur Fähre nach Utne. Die typische Fjordüberfahrt über den Hardangerfjord (Wiki, externer Link) nach Kvanndal sorgt für eine kleine Verschnaufpause für uns beide. Wir bestaunen dabei den mächtig aufragenden Mount Oksen, der dieses Mal leider nicht Teil einer Wanderung ist. Ich übernachte auf dem Campingplatz Flatelandsmo (externer Link) kurz vor Vossevangen. Glücklicherweise hält das Wetter bis zum Abend und ich kann meinen Schlafplatz im Trocknen aufbauen. Im Zelt liegend höre ich, wie starker Regen einsetzt. Zu meiner Erleichterung habe ich nachts immer eine Zeltgarage über dem Oldtimer. Somit verbringt auch er zumindest die Nacht über im Trocknen.

Norwegens Westküste: Nordfjordeid, Ålesund, Kristiansund

Goggo-BegeisterungIn Maurstad bei Nordfjordeid (Wiki, externer Link) lerne ich Gert, einen deutschen Auswanderer, kennen. Seine Goggo-Begeisterung trägt ihren Teil dazu bei. Er spricht mich an der Tankstelle an, erklärt mir viele norwegische Besonderheiten, führt mich in die Couchsurfing-Community ein und stellt mir kostenfrei eine warme Unterkunft inklusive Verpflegung zur Verfügung. Danke, Gert, für die herzliche Unterstützung.

Ålesund (Wiki, externer Link) ist immer ein Besuch wert! Die Stadt an der zerklüfteten Küste ist umgeben von hohen Bergkämmen. Dieser Anblick ist einzigartig. Jedoch besuche ich nicht das von Touristen und Kreuzfahreren überfüllte Zentrum, sondern unternehme eine einstündige Wanderung auf das südlich gelegene Grøthornet. Glücklicherweise spielt das Wetter mit. Und so belohne ich mich mit einem herrlichen Blick über die Fjordlandschaft und der Stadt im Hintergrund.

Zurück am Goggo flitzen wir ausgepowert aber gut gelaunt weiter via Molde (externer Link) der Küste entlang. Vor Kristiansund (Wiki, externer Link) wartet ein weiteres Highlight auf mich. Am frühen Morgen fahren wir über den bekannten Atlanterhavsvegen (Wiki, externer Link)  Eine Straße direkt am bzw. über dem Wasser über kleine Schären und Inseln.

Bevor wir Kristiansund erreichen gibt es nochmals eine Bewährungsprobe für das Goggobmobil Coupé und meine Nerven: Die knapp sechs Kilometer lange Durchfahrt durch den Atlanterhavstunnel (Wiki, externer Link). Die Röhre führt unter dem Meer hindurch. Zuerst geht es steil (wirklich steil!) bergab zum tiefsten Punkt, 250 Meter unterhalb der Wasseroberfläche. Danach muss man das Ganze wieder hinauf. Der kleine Oldtimer kämpft tapfer. Mein Puls legt sich auch wieder, sobald wir den Ausgang erreicht haben. Kristiansund ist auf mehreren Inseln gebaut. Der Hafen im Mittelpunkt ist dadurch von verschiedenen Seiten zugänglich. Ein schönes Städtchen, das ich mir bei einem kleinen Spaziergang ansehe.

Technische Probleme am Goggo Coupé

In Trondheim (Wiki, externer Link) scheint die Sonne. Klasse Wetter, dazu die Fjordlandschaft und einsame Straßen. Doch abends macht das Coupé allerdings keinen Mucks mehr. Die Kohlebürsten der Lichtmaschine sind verschlissen. Via ADAC bekomme ich Hilfe. Die norwegischen Kollegen schleppen mich zu einem Motorradhändler. Dieser wiederum vermittelt mich am nächsten Morgen an einen Bekannten: Ole Martin von Mobeck Tekniske (externer Link). Ein Tüftler und Visionär, der trotz fehlender Ersatzteile im Laufe des Vormittags eine Lösung zaubert. Danke für die Hilfsbereitschaft. Takk Ole!

Nervlich bin ich danach erledigt und aufgewühlt. Schließlich fahre ich bei regnerischem Wetter aus Trondheim heraus weiter gen Norden. Die ganzen Gedanken und Eindrücke seit der Panne muss ich erstmal verarbeiten.

Schöne Küste und einige Fährfahrten

Die improvisierten Kohlen erfüllen ihren Zweck und verhelfen dem Coupé zu alter Kraft. So geht es weg von der vielbefahrenen Nord-Süd-Verbindung E6. Über Namsos schlängelt sich die ruhige Straße durch üppige Wälder nordwestwärts, hin zum Meer. Und habe wieder einen Grund zur Freude (trotz schlechten Wetters): Insgesamt stehen beim Küsten- bzw. Inselhopping vier Fährfahrten an einem einzigen Tag an. Die erste Fähre führt von Holm nach Vennesund. Anschließend rollen wir auf die nächste Fähre, in Horn, nach Andalsvågen. Daraufhin folgt bereits keine zwanzig Kilometer weiter eine weitere Überfahrt: Das kleine Goggomobil Coupé steht in der Wartespur für die Fähre von Forvik nach Tjøtta. Den Abschluss bildet dann am späten Nachmittag die Fähre von Vevang nach Nesna. Auch wenn je nach Fähre ein Betrag zwischen 10 und 20 Euro fällig werden und die Überfahrt bzw. das Warten Zeit in Anspruch nehmen, so ist es dennoch eine willkommene Abwechslung. Ich freue mich immer wieder, wenn es auf eine Fähre und somit über’s Wasser geht.

Übrigens: Die Zahlung erfolgt direkt in der Wartespur problemlos und schnell via Kreditkarte. Lediglich vereinzelte Touristen zahlen unter irritiertem Blick des Kassierers mit norwegischem Bargeld. Warum sind wir im „fortschrittlichen“ Deutschland noch nicht so weit?

Goggo Coupé am Polarkreis in Norwegen

Am Abend fahre ich vorbei an Mo i Rana (Wiki, externer Link). Plötzlich ein Schreck: Die rote Zündungsleuchte brennt. Zwei Tage nach unserem Tausch der Kohlebürsten in Trondheim sind die Bürsten erneut abgelaufen. Mit viel Glück rolle ich an einem abgelegenen Trucker-Stop und zugehörigem Campingplatz bei Krokstranda vorbei. Das Motorgeräusch verstummt. Als ich den Schlüssel erneut umdrehe, passiert nichts. Stille. Direkt bevor es über das einsame Saltfjellet (Google Maps, externer Link) und damit über den Polarkreis geht, lässt mich das kleine Goggo Coupé erneut im Stich. Mit dem letzten Tageslicht strande ich auf einem Campingplatz direkt an der Nord-Süd-Trasse im Nirgendwo.

Dem Schock folgt die Routine. Erstmal Zelt aufbauen und Essen kochen. Das lenkt von den Sorgen ab und muss so oder so erledigt werden. Währenddessen schießen mir erste Gedanken durch den Kopf: Woher bekomme ich neue Kohlebürsten? Wie lange dauert das? Was kostet ein Paket hierher? Warum hielten die Bürsten nur 500 anstatt der üblichen 15.000 bis 20.000 Kilometer? Ich löchere mich mit Fragen und sorge damit für noch mehr Verzweiflung. Das einsame Reisen hatte mich nicht gestört. Doch genau jetzt fehlt mir der Partner, der mich auf andere Gedanken bringt und ablenkt. 

Drei Tage Zwangspause in Reichweite zum nördlichen Polarkreis in Norwegen. Drei zähe Tage verstreichen bis neue Kohlebürsten von Uwe Staufenberg (externer Link) aus Deutschland per Express eintreffen. Dafür bekommt DHL stramme 60,00 Euro. Egal. Danke Uwe, für die schnelle Unterstützung. Als Entschädigung gibt’s ausnahmsweise einen Burger mit Pommes im nahegelegenen Krokstrand Kafe (Wiki, externer Link): Für stolze 21,00 Euro.

Die neuen Kohlen sind schnell eingebaut und der Motor läuft wieder. Und so  überquere ich am Abend noch den Polarkreis. Ein weiterer, besonderer Meilenstein ist erreicht. Ich spüre eine gedrückte Erleichterung. Nächstes greifbares Ziel ist Narvik.

Kohlebürsten bereiten weiterhin Sorgen

In Fauske gibt es neuen Proviant: Eier, luftiges Brot, Käse und etwas Obst. Gedanklich beschäftige ich mich bereits mit den Lofoten. Dort gibt es viele zu entdecken, einzigartige Wanderungen und noch mehr Natur. Doch bereits in Innhavet steht fest: Die Tour mit dem Oldtimer kann nicht weitergehen. Auch die neuen Kohlebürsten verschleißen nach weniger als 1.000 Kilometern. Und damit deutlich schneller als üblich. Zudem weisen sie teils abgebrochene Kanten auf. Der Grund des Verschleißes bleibt trotz intensiver Suche vorerst offen. Mein Herz schlägt schnell. Panik kommt in mir auf. Was nun tun? Wie komme ich weiter voran oder zumindest glimpflich durch Norwegen? Und wie schaffe ich es mit dem Oldtimer in die über 3.500 Kilometer entfernte Heimat?

Lichtmaschine zeigt Schwächen in Norwegen.ler als üblich
Lichtmaschine zeigt Schwächen in Norwegen. Die Kohlebürsten verschleißen schneller als üblich

Entscheidung gefallen

Bei Innhavet in Norwegen, 130 Kilomter südlich von Narvik, fällt eine schwere Entscheidung. Aufgrund der technischen Probleme breche ich die Skandinavien-Tour im Oldtimer ab. Prioriät hat nun das Ankommen auf vier Oldtimer-Rädern in Deutschland. Dazu besorge ich mir als Notlösung eine größere Autobatterie, die die erforderliche Energie für die Zündung liefert. Die Lichtmaschine klemme ich ab, sodass während der Fahrt kein Strom erzeugt wird und folglich kein Strom über die Kohlen fließt. Die Kohlen werden damit lediglich beim Starten des Motors kurzzeitig beansprucht. Abends am Campingplatz lade ich die Batterie auf. Das ist eine passable Lösung. Damit sollten wir nach Hause kommen. Allerdings ist das eigentliche Ziel, mit dem Goggo Coupé bis ans Nordkap (Wiki, externer Link) zu gelangen, verfehlt. Schweren Herzens drehen wir knapp 900 Kilometer südlich des Kaps um. Nun geht es südwärts, in Richtung Heimat.

Gestrandet in Oppdal

Bereits in Soknedal ruckelt der Goggo-Motor ein wenig. Nicht beunruhigend, da der Kraftstoff zur Neige geht. Frisch getankt geht es weiter. Doch einige Kilometer vor Berkåk fällt die Leistung schlagartig ab. Der Goggo-Motor erzeugt nur wenig Kraft und scheint nicht auf beiden Zylindern zu laufen. Der ADAC schickt die norwegischen Kollegen, die das Coupé am späten Nachmittag nach Oppdal bringen. Ein kurzer, vorläufiger Check zeigt Zündfunken auf beiden Zündkerzen. Somit sind diese okay. Doch ein Blick in den rechten Zylinder genügt: Ein Loch im Kolben. Das endgültige Ende der Tour in Norwegen.

Goggomobil bleibt in Norwegen

Daraufhin überschlagen sich die Eindrück. Eine Nacht im Hotel für 140,00 Euro/Nacht, organisiert durch die norwegischen Abschlepper. Zur Ablenkung genieße ich zumindest eine Entspannung in der Hotelsauna. Am nächsten Tag räume ich das Nötigste aus dem Coupé, das trostlos auf dem Parkplatz der Werkstatt steht. Die Rückreise muss ich zu allem Ärger selbst organisieren. Für die Nacht buche ich mir eine Bahnfahrt nach Oslo. Das Goggomobil bleibt alleine zurück. Von Oslo fliege ich zurück nach Deutschland. Knappe zwölf Stunden später bin ich bereits zu Hause. Ein abruptes Ende des vielseitigen Abenteuers. Gestern noch gemütlich im Oldtimer durch die einzigartige Naturlandschaft Norwegens gedüst. Und heute überbrücke ich in der Luft innerhalb weniger Minuten mehrere tausend Kilometer. Immerhin – dank ADAC Plus-Mitgliedschaft (externer Link) kümmert sich der Automobilclub derweil um die Rückführung des Oldtimers nach Deutschland.

Nach 4.319 Kilometern durch Deutschland, Dänemark und Norwegen ist die Reise mit dem kleinen Oldtimer leider zu Ende. Dennoch überwiegen die zahlreichen neuen Eindrücke. In Erinnerung bleibt eine erlebnisreiche Tour mit vielen ungläubigen Blicken, überraschenden Erlebnissen und netten Menschen. Das war sicherlich nicht die letzte Reise im Goggo Coupé. Danke.

Goggo Coupé im Huckepack. Das Loch im Kolben beendet die Tour durch Norwegen frühzeitig
Goggo Coupé im Huckepack. Das Loch im Kolben beendet die Tour frühzeitig
GO250. Goggo-Leidenschaft für einen ganz besonderen Oldtimer

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Goggo in Dänemark

Goggo-Touren: Dänemark. Im alten Goggo Coupé der Nordseeküste entlang

Goggo in Dänemark

Das Titelbild zeigt den kleinen rot-weißen Oldtimer am westlichsten Grenzübergang nach Dänemark bei Rudbøl.

Dänemark ist Urlaub

Sonne, Seeluft und Strand – was will man mehr. Dänemark zeigt sich von seiner schönsten Seite. Die Landschaft im Westen Dänemarks wirkt natürlich, hat weniger Deiche als der deutsche Norden und gemütliche, verschnörkelte Straßen. Und alles ist zwanglos bzw. typisch skandinavisch mit wenigen Vorschriften. Ich fühle mich direkt wohl und genieße jeden gefahrenen Kilometer. Als Tagesabschluss finde ich auf der Insel Rømø einen idyllischen Campingplatz mit rot-weißen Holzhütten direkt am Meer. Hier bleibe ich zwei Nächte.

Tagesausflug nach Sylt

In meiner Kindheit waren wir mehrmals zum Badeurlaub auf Sylt. Die schönen Erinnerungen sind jedoch schon weit weg. Daher nehme ich mir fest vor, einen Abstecher nach Sylt zu machen. Ausnahmsweise geht es zum Tagesausflug zu Fuß und mit der Fähre (externer Link) nach List auf Sylt. Das Goggo Coupé hat sich nach knapp 1.000 zurückgelegten Kilometern eine Auszeit verdient. Angekommen auf Sylt bin ich überrascht ob der vielen Veränderungen in den zurückliegenden Jahren, seit ich nicht mehr in List auf Sylt war. Das große Riesenrad, der angelegte Parkplatz und die vielen Fress- und Souvenirbuden am Hafen. Das drückt meine Stimmung, waren doch die Kindheitserinnerungen vom einst beschaulichen List so schön.

Zur Abwechslung mache ich einen Spaziergang am Strand. Das Wasser zieht sich zurück, die Ebbe setzt ein und ein kleiner Wattspazierung ist möglich. Das ist Nordseefeeling pur.

Zurück am kleinen Lister Hafen wimmelt es mittlerweile von  (zahlungskräftigen) Touristen: Fischbrötchen, Kutterfahrten und Outlet-Mode. Nach zwei Stunden habe ich genug von den Touristenmasse. Noch vor dem Mittag geht es wieder zurück auf Rømø (Wiki, externer Link). Auf der Rückfahrt schwirren mir viele Gedanken durch den Kopf. Ich versinke in der Früher-war-alles-besser-Denke. Die zahlreichen (negativen) Veränderungen beschäftigen mich noch länger.

Der Mensch am Meer

Den restlichen Tag nach meinem Sylt-Ausflug verbringe ich auf dem gemütlichen Campingplatz. Ich sitze an einer überdachten Küchenhütte, genieße den frischen Wind, die Seeluft, den weiten Blick über die saftigen Wiesen und das Wasser. Hier gefällt’s mir.

Am nächsten Morgen schiebe ich das Coupé die ersten Meter aus dem Campingplatz und breche auf. Ich möchte niemanden mit dem lauten Zweitakter-Motorgehäule wecken. Für heute habe ich mir ein großes Stück vorgenommen. Der Weg führt zurück über den Damm ans Festland und weiter nordwärts. Nächstes Ziel ist der Mensch am Meer (Wiki, externer Link) in Esbjerg. Darüber hatte ich mal zufällig gelesen und somit landete diese Attraktion sofort als Wegpunkt auf meiner Route. Die vier großen Figuren sind beeindruckend, unabhängig davon, dass es nass, kalt und regnerisch ist. Parken – wie überall in Dänemark – direkt davor, kostenlos und meist mit sanitärer Anlage.

Goggo vor "Der Mensch am Meer"
Goggo Coupé in Esbjerg, direkt vor "Der Mensch am Meer"

Hvide Sande

Glücklicherweise trocken komme ich nach Hvide Sande (Wiki, externer Link), ein kleines Hafenstädtchen an der Westküste Dänemarks. Es ist Sonntag und entsprechend tummelt sich Einiges am Hafen, in den zahlreichen kleinen Bars und Restaurants. Faszinierend: Auf einer Anhöhe befinden sich sogar (nicht restaurierte) deutsche Bunkeranlagen aus dem zweiten Weltkrieg, die betreten werden können. Ich bin fasziniert. Derartige Kriegsrelikte ziehen mich immer in den Bann. Meine Gedanken kreisen in den Kriegsjahren: Wie muss es hier wohl zugegangen sein, bei solche gewaltigen Bunkern und Stellungen? Gab es hier Kriegshandlungen und Flugzeugangriffe? Beeindruckt schlendere ich nach einer guten Stunde zurück zum Oldtimer, drehe den Zündschlüssel herum und fahre weiter gen Norden.

Rubjerg Knude

Der ehemalige Leuchtturm im Norden Dänemarks steht schon länger auf meiner „möchte-ich-mal-sehen-Liste“. Leider ist die Ruine mittlerweile ein überlaufenes Touristen-Highlight. Toilettenhäuschen auf einem Feld und provisorische Parkplätze auf großen Wiesen zeugen davon. Nach kurzem Fußmarsch geht’s auf eine riesige Wanderdüne, die dahinter steil ins Meer abfällt. Der Sand ist ganz fein. An der Abbruchkante steht der ehemalige Leuchtturm Rubjerg Knude (Wiki, externer Link). Der Anblick wirkt kurios: Der Turm steht direkt auf oder in der Düne. Zudem wurden aus den Steinen der Nebengebäude kleine Türmchen gebaut oder Namen in den Sand geschrieben. Einige Paraglider nutzen den Aufwind an den steilen Abbruchkanten.

Es ist bereits früher Abend und die Sonne steht schon tief. Dadurch halten sich Touristenmassen in Grenzen: Schätzungsweise 50 andere Begeisterte teilen sich das Motiv mit mir. Begeistert mache ich einige Bilder, bewundere die Aussicht vom Turm herunter und vergesse dabei die Zeit.

Einige Wochen später wird der Turm um ca. 80 Meter ins Landesinnere versetzt, da die Kliffkante näher rückt. Glück gehabt.

Hirtshals

Mit den letzten Sonnenstrahlen geht es an der Windmühle von Lønstrup vorbei nach Hirtshals, dem Tor nach Norwegen. Schnell findet sich noch ein Platz auf dem idyllischen Kjul Camping (externer Link). Der weitläufige und natürlich angelegte Campingplatz hat direkten Strandzugang. Tortz oder gerade wegen seiner Größe ist er sehr ruhig. Dänemark hat sich ab dem Nachmittag nochmals mit tollem Sommerwetter gezeigt.

Es ist bereits dunkel, als ich mir als Belohnung noch eine Portion Nudeln mit Soße zubereite. Im Schlafsack lasse ich den Tag revue passieren: Heute morgen noch ganz im Süden Dänemarks gestartet, habe ich viele neue Eindrücke gesammelt, den großen Hafen von Esbjerg spazierend entdeckt, das Meer an einsamen Stränden bewundert, Regen, Gewitterwolken und Sonne erlebt. Müde und zufrieden schlafe ich ein.

Windmühle bei Lønstrup im gleißenden Abendlicht
Windmühle bei Lønstrup im gleißenden Abendlicht
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Goggo in Deutschland

Goggo-Touren: Deutschland. Im alten Goggo Coupé durch das Heimatland

Goggo in Deutschland

Sicher hinter dem Deich: Das Titelbild hält die kurze Rast zum Durschnaufen nach heftigem Schauer an einer Vogelbeobachtungshütte nahe Schlüttsiel fest. 

Der Norden von Deutschland rückt näher

Nach einem schmackhaften Frühstück geht es für mich weiter in Richtung Norden. Auf mein nächstes Ziel bin ich ganz besonders gespannt: Eschede. Eschede?

Mit dem Goggo mache ich einen Abstecher an einer kleinen, unscheinbaren Brücke über schnurgerade Bahngleise. Am 3. Juni 1998 verunglückte dort der ICE 884 Wilhelm-Conrad-Röntgen. Obwohl ich damals noch jung war, prägte mich die schreckliche Katastrophe mit 101 Todesopfern. Für mich wäre damals eine Fahrt mit einem ICE etwas ganz besonderes. Mir gingen die damaligen Fernsehbilder mit den im Zickzack aneinandergereihten Zug-Waggons nicht aus dem Kopf.

Heute (und wie vermutlich auch vor der Katastrophe) ist der Ort unscheinbar und ruhig. Lediglich das Denkmal und der kleine Park erinnern an die damaligen Geschehnisse.

Lüneburger Heide

Immer mehr stelle ich für mich fest: Deutschland ist sehenswert. Insbesondere, wenn ich nicht nur wie gewöhnlich über die Autobahnen in den Urlaub im Norden düse. Größtenteils schnurgerade verläuft die Straße durch die Lüneburger Heide. Links und rechts der Straße tauchen immer wieder kleinere Seen oder Tümpel und Parkplätze mit Wandermöglichkeiten auf. Eigentlich ziemlich öde, doch ich bin selbst von mir überrascht: Die Fahrt ist keinesfalls langweilig. Der viele, dichte Wald und die vielen Büsche und Sträucher zeigen das typische Heidebild. Dazu ist für Norddeutschland alles typisch flach und grün.

Mir gefällt die ausgewogene Natur. Das monotone Lärmen des Goggo-Motors und die visuelle Ruhe der Natur sorgen für wenig Ablenkung. Mir gehen dadurch viele Gedanken und Ideen durch den Kopf. Es muss nicht immer die ausgefallen Attraktion sein, um sich glücklich zu fühlen.

Elbe und Eidersperrwerk

Nach meiner kurzen Übernachtung auf dem Campingplatz Krautsand (externer Link), nehme ich am darauffolgenden Morgen die Fähre in Wischhafen und setze nach Glückstadt über. Auch wenn der Campingplatz direkt hinter dem Elbdeich idyllisch lag, war mir das zu touristisch und zu deutsch. Schnell weiter also in Richtung dänischer Grenze. 

Meine Route führt mich hinter großen Deichanlagen nordwärts, über den Nord-Ostsee-Kanal zum Eidersperrwerk (externer Link) bei Eiderstedt. Das beeindruckt mich sehr: Die Flut drückt mit hoher Geschwindigkeit enorme Wassermengen in die Eider landeinwärts. Leider ist mein eigentliches Ziel gerade nicht im Hafen: Die Paul Neisse der 10,1m-Klasse externe Link, DGzRS) der DGzRS. Wie ich später erfahre, ist sie gerade zu Besuch auf der Nachbarstation in Büsum.

Goggo in Nordfriesland

Das Wetter verschlechtert sich und dunkle Regenwolken ziehen auf. Dennoch laufe ich über den Deich in Richtung Leuchtturm Westerhever. Die Landschaft ist topfeben. Sie wirkt unendlich. Außer saftiges Grün der Deiche, weites Watt und viele Schafe gibt es nichts zu sehen. Die Straßen gefallen mir dagegen umso besser: Schön, kurvig und meist nicht breit ausgebaut. Genau die richtige Straßenromantik für meine Fahrt mit dem Goggo Coupé. Das macht mir unglaublich viel Spaß und ich bin in diesem Moment absolut zufrieden.

Was mir währenddessen aber nicht aus den Gedanken geht, ist das zunehmend wechselhaftere Wetter. Bei Husum erwischt mich ein kurzer, aber heftiger Schauer. Schlagartig gießt es aus allen „Kübeln“. Am Abend stelle ich entsetzt fest, dass der Boden unter dem Fahrersitz voll Wasser steht. Woher das Wasser kam (Unterboden, Radkasten oder von oben) ist mir bisher ein Rätsel. Meine Sorgenfalten nehmen langsam zu. Norddeutschland bleibt mir daher ganz „gut“ in Erinnerung. Umso erleichtert bin ich, als ich auf den letzten Kilometern des Tages die Küste Dänemarks wieder mit Sonnenschein genießen kann.

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Los geht’s

Goggo-Touren: Ausrüstung in Goggo verstauen

Los geht's

Letzte Vorbereitungen

Bevor es heißt Los geht’s muss das kleine Goggo Coupé noch beladen werden. Die Ausrüstung ist schnell verstaut. Die wichtigsten Werkzeuge, Ersatzreifen und Zweitaktöl sind eingepackt. Dazu gesellt sich ein Berg an (Kamera-) Technik, Kleidung und letztlich auch etwas Essen. Alles, was man eben benötigt, um einige Tage oder Wochen mit einem Oldtimer auf Tour zu gehen. Das Packen im Schnelldurchlauf (YouTube, Zeitraffer-Video). Die letzten Vorbereitungen sind abgeschlossen

Los geht's im Goggo Coupé gen Norden

Am 31. Juli, morgens um 09.00 Uhr geht es los. Das Wetter ist angenehm und sonnig. Zündung an. Der Motor läuft sofort und ruhig. Es riecht nach Benzin und Zweitaktöl. Von Mosbach führen die ersten Kilometer raus nach Norden über Buchen, Walldürn und Wertheim. Bald liegt der erste, dann die ersten zehn und später hundert Kilometer zurück.

Mit dem Goggo Coupé durch Deutschland. Eine ganz besondere Oldtimer-Reise
Mit dem Goggo Coupé durch Deutschland. Eine ganz besondere Oldtimer-Reise

Reichsautobahn, Benzinschlauch & Donut

In Gräfendorf stoße ich auf ein Relikt aus dem zweiten Weltkrieg: Ein Brückenpfeiler der Strecke 46 (Wiki, externer Link), eine unvollendete Reichsautobahn parallel zur heutigen A7.

Im Laufe des Tages riecht es immer stärker und beißender nach Benzin. Während einer Pause fällt mir auf, dass der Motor tropft. Vorerst nichts Ungewöhnliches. Doch als der Motor bereits nach 148 Kilometern ruckelt und nach den Reservelitern verlangt, werde ich stutzig. Der Benzinschlauch ist nicht dicht. Eine kleine Werkstatt unterwegs hat bereits geschlossen (um 14.30 Uhr). ATU hat keinen passenden Durchmesser. Letztlich ist es bereits kurz vor 17.00 Uhr. Durch Zufall entdecke ich bei der Vorbeifahrt in Nazza eine kleine Hinterhofwerkstatt: KFZ-Meisterwerkstatt Tobias Stephan. Die scheint mir sympathisch. Der Meister hilft mir kurzerhand in seinem beginnenden Feierabend, misst den Durchmesser und schneidet mir ein passendes Schlauchstück ab. Klasse Service, unentgeltlich. Nochmals vielen Dank für die unkomplizierte Unterstützung.

Die weitere Fahrt verläuft problemlos. Der Benzinschlauch hält dicht. Kurz nachdem ich die Kali-Abraumhalde in Bischofferode (Wiki, externer Link) bestaunt habe, sprechen mich zwei Frauen mittleren Alters an: MOS GO 250 – das ist ein Goggomobil. Sind Sie aus Mosbach? Das Leben schreibt Geschichten: Eine der beiden stammt aus Aglasterhausen (Wiki, externer Link), keine zehn Kilometer von meiner Heimat Mosbach entfernt. Zum Abschied schenken Sie mir einen Donut. Ich bin angetan von der Offenheit und Freundlichkeit. Danke.

Ungewissheit

Wie lange die Tour tatsächlich geht, ist offen. Ungewiss, ob die Technik über 1.000 Kilometer durchhält. Vielleicht bleibt das Coupé bereits in den ersten Tagen liegen? Die Ungewissheit ist einerseits belastend, andererseits eine Herausforderung. Letztendlich trägt sie zum Abenteuer bei, weil man selbst geringen Einfluss darauf hat. Das ist in unserer modernen Zeit unüblich, haben wir doch mittlerweile vieles in den eigenen Händen bzw. sind es gewohnt, überall Einfluss zu nehmen.

362 Kilometer sind absolviert. Viele neue Eindrücke schwirren im Kopf, als ich müde und glücklich ins Bett falle.

GO250. Goggo-Leidenschaft für einen ganz besonderen Oldtimer

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