Lackierung

Lackierung meines Goggomobil Coupés

Lackierung

Die Lackierung der Karosserie

Die Lackierung des kleinen Goggos ist für mich ein symbolischer Abschluss. Nach der abenteuerlichen Motorüberholung und dem Austauschmotor, folgt somit die (visuell) deutlichste Erneuerung. Darauf habe ich mich auch am meisten gefreut, weil die Veränderungen direkt sichtbar sind.

Karosserie vorbereiten

Zu Beginn entferne ich sämtliche Anbauteile, die nicht lackiert werden. Im Zuge dessen verhelfe ich den zahlreichen Chrom- und Zierteilen zu neuem Glanz. Mit etwas Chromglanz poliert sind diese nicht neu, allerdings lassen sich damit oberflächliche Flecken, leichter Flugrost und Verschmutzungen entfernen. Anschließend steht ein „nacktes“ Coupé vor mir. Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit erst so richtig.

Alle Anbau- und Zierteile werden entfernt, gereinigt, poliert und aufbereitet
Alle Anbau- und Zierteile werden entfernt, gereinigt, poliert und aufbereitet

Schleifen und spachteln

Im Laufe der Zeit sind mir viele kleine Beulen und Risse aufgefallen. Zudem wurde mir während der technischen Überholung zunehmend klarer, dass der untere Teil der Karosserie mit Hilfe umfangreicher Spachtelkünste zusammengehalten wird. Beim Schleifen der Blasen im Lack zeigt sich das ganze Ausmaß. Unter der teils zentimeterdicken Spachtelmasse kommen Metallfetzen und Rost hervor. Doch auch das bringt mich bei diesem Auto nicht mehr aus der Ruhe. Nach einigen Samstagen ist der alte Lack vollständig angeschliffen.

Geschliffen habe ich übrigens mit meiner Neuanschaffung: Exzenterschleifer von Festool (extern) mit original Schleifscheiben. Nicht ganz preiswert, aber eine klasse Qualität. Gutes Werkzeug hat seinen Preis. Durch die integrierte Absaugung hält sich der Staub im Rahmen.

Viel Mühe und Fleiß für die Vorbereitung: Goggo Coupé ganz nackt vor der Grundierung bzw. Lackierung
Viel Mühe und Fleiß für die Vorbereitung: Goggo Coupé ganz nackt vor der Grundierung bzw. Lackierung

Karosserie ausbessern

Die alte Lackierung muss nicht generell vollständig abgetragen werden. Gravierende Roststellen schleife ich bis auf das blanke Blech herunter. Nur so lässt sich sicherstellen, dass der Rost an dieser Stelle nicht weiter voranschreitet. Einzige Ausnahme sind die beiden Schweller. Diese bestehen teils nur noch aus Metallfetzen, die gründlich gereinigt und mit Rostumwandler (Meine Empfehlung: Fertan) versehen werden. Abschließend erfolgt die Versiegelung mit Polyesterharz, in Kombination mit Härter und entsprechenden Glasfasermatten (GfK). Die Verarbeitung ist einfach, muss jedoch innerhalb weniger Minuten durchgeführt werden. Sobald das Harz mit dem Härter vermischt ist, beginnt die chemische Reaktion. Nach knapp einer Stunde ist die Stelle ausgehärtet und schleifbar. Damit werden alle tieferen Beulen ausgefüllt und ausgefransten Metallstellen verstärkt. Darüber hinaus schließe ich damit das Loch des Antennenstabs und verstärke die ausgebrochenen Löcher der Stoßstangenaufnahme.

Finales Spachteln

Abschließend werden kleinere Unebenheiten, Riefen oder Beulen gespachtelt und nach Aushärtung geschliffen. Eine aufwändige Arbeit, die aber Spaß macht, da sich das Ergebnis sehen lassen kann. Nachdem der Füller aufgetragen ist, lässt sich die Oberfläche nochmals final prüfen. Ist alles glatt und zufriedenstellend verschliffen, kann mit der Grundierung und dem Lackaufbau begonnen werden. Dabei mache ich mir nichts vor: Das Auto hat einige Reparaturen auf dem Buckel. Folglich wird es auch keine perfekte Karosserie haben – etwas Patina bleibt damit erhalten.

Lackierung

Im Hinblick auf die altersschwache Karosserie entscheide ich mich für eine semi-professionelle Lackierung mittels 2K-Spraydosen. Als Lackierkabine dient die alte Garage, vollends ausgekleidet mit Malerfolie. Ich selbst trage beim Lackauftrag einen Maleranzug, Schutzbrille und Atemmaske – nicht ideal, für diese einmalige Aktion muss es ausreichen.

Der bunte Flickenteppich und die vielen verschiedenen Lackschichten des Goggos verschwinden schnell unter der ersten Grundierungsschicht: Ich vertraue dabei auf SprayMAX 2K Rapid Grundierfüller (externer Link). Für das gesamte Fahrzeug und weitere Kleinteile, wie Lenkrad und Benzinhahn, benötige ich insgesamt neun 400ml-Spraydosen (Grundierung), elf für die Wagenfarbe (rot) und drei für das Dach (weiß). Anhand des RAL-Farbfächers fällt die Wahl auf RAL 3020 Verkehrsrot bzw. 9001 Cremeweiß von 123Lack.de (externer Link). Zugegeben, mehr als die Hälfte davon hängt in meiner provisorischen „Lackierkabine“ bzw. am Boden. Das Zwischenergebnis ist überraschend positiv. Nur wenige Nachbesserungen und kleinere Schleifarbeiten mit 600er Körnung sind nach dem ersten Durchgang notwendig. Schlussendlich folgt die Abschlusslackierung.

Lackierergebnis

Schnell sind alle Klebestreifen, Folien und Abdeckungen entfernt. Nun steht das kleine Goggo Coupé in strahlenden Farben vor mir. Die Entscheidung für halbglänzend war richtig, weil es gut zur Patina des Kleinwagens passt. Natürlich kann die Lackierung nicht mit einer professionellen Umsetzung mithalten. Aber das muss sie auch gar nicht. Zum Abschluss folgt der Zusammenbau. Sämtliche zwischenzeitlich mit Chromglanz gereinigte Chromteile, die Stoßstangen, Zierleisten und Schriftzüge sorgen für die Details. Auch die Leuchten und Lichter sind schnell eingesetzt. Nun sind endlich auch die roten Innenabdeckungen der Radzierblenden in Wagenfarbe. Schlussendlich folgt der Wiedereinbau des weißen Lenkrads, der Heckklappe und der Türen. Letzteres erfordert Geduld und etwas Geschick – sowohl der Einbau, wie auch das korrekte Justieren.

Goggo Coupé nach dem ersten Lackiergang in der improvisierten Planen-Lackierkabine in der Garage
Goggo Coupé nach dem ersten Lackiergang in der improvisierten Planen-Lackierkabine in der Garage

Schicke Lackierung: Goggo in rot und weiß

Und dann steht er vor mir: Mein Goggomobil Coupé in rot und mit weißem Dach. Fertig zusammengebaut und optisch (beinahe) wie neu. Ein schöner Anblick, auf den ich lange hingearbeitet hatte. Damit kann es endlich auf abenteuerliche Goggo-Reisen gehen.

Am Rande bemerkt: Mitte Juli sind alle technischen Hürden und Hindernisse genommen und das Coupé besteht ohne Mängel die Haupt- und Abgasuntersuchung seitens des TÜV. Die abschließenden Vorbereitungen für die Skandinavien-Reise im Oldtimer können beginnen.

Lackierergebnis: Goggo mit klassischer Lackierung. Rote Karosse mit weißem Dach
Lackierergebnis: Goggo mit klassischer Lackierung. Rote Karosse mit weißem Dach
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Radialreifen

Radialreifen statt Diagonalreifen

Radialreifen statt Diagonalreifen

Reifenwechsel: Radialreifen statt Diagonalreifen

Mit dem erneuerten Austauschmotor zieht das kleine Goggo Coupé mittlerweile wieder kraftvoll seine Runden. Allerdings ist die Standardbereifung mit 4.40/10-Diagonalreifen alles andere als ideal. Die Folge ist ein schwammiges und unsicheres Fahrverhalten. Mit solchen Schubkarren-Reifen macht das Fahren wenig Spaß. Abgesehen davon kosten die Originalreifen mehr als herkömmliche 10-Zoll-Reifen. Infolgedessen besorgen wir moderne Radialreifen (externer Link), die beim Coupé ohne jegliche Anpassungen der Radkästen bzw. des Lenkanschlags montiert werden können.

Neue Stoßdämpfer für das Goggo Coupé

Seit Längerem grübeln wir über die bisherigen Stoßdämpfer. Insbesondere an der Hinterachse mit der Motorlast hängt das Coupé etwas einseitig. Zudem scheint ein Stoßdämpfer nicht mehr korrekt zu dämpfen. Schließlich stellt Christian die Frage: Tauschen? Die hinteren beiden oder gleich alle zusammen? Ich entscheide mich für Letzteres. Der Schmerz (Kosten) sitzt tief. Allerdings sollten sich damit die Fahrwerksinvestitionen für die nächsten Jahre geklärt haben. Am späten Vormittag haben wir die Bereifung und Stoßdämpfer getauscht. Der linke, hintere Radkasten scheint vor Jahren mit viel Liebe und Spachtelmasse bearbeitet worden zu sein. Da der neue Reifen bedrohlich nahe an den Karosseriefalz kommt, bearbeiten wir den inneren Rand des Radlaufs sicherheitshalber mit der Flex. Danach passt alles, der Radlauf ist sauber und in Ordnung. Wir starten zu einer ersten Testrunde mit den neuen Stoßdämpfern und Radialreifen statt Diagonalreifen.

Eintragung der Radialreifen

Abschließend ist die technische Abnahme der geänderten Reifengröße durch den TÜV in Mosbach (externer Link) erforderlich. Nach telefonischer Rücksprache und Terminvereinbarung fahre ich früh morgens beim TÜV vor. Der Sachverständige ist zuvorkommend und freundlich. Nach kurzer Begutachtung folgt die formale Bestätigung. Mit diesem Schreiben geht es direkt nebenan zur Zulassungsstelle. Schlussendlich bin ich bis 09.00 Uhr knapp 80,00 Euro los und habe als Gegenleistung einen Zusatz in Zeile 22 in meinem Fahrzeugschein: zu 15.1/2: auch gen.145/80R10 52L  OD. 145R10 52L A. FELGE 3.50X10***

Abschließend ist die technische Abnahme der geänderten Reifengröße durch den TÜV in Mosbach (externer Link) erforderlich. Nach telefonischer Rücksprache und Terminvereinbarung fahre ich früh morgens beim TÜV vor. Der Sachverständige ist zuvorkommend und freundlich. Nach kurzer Begutachtung folgt die formale Bestätigung. Mit diesem Schreiben geht es direkt nebenan zur Zulassungsstelle. Schlussendlich bin ich bis 09.00 Uhr knapp 80,00 Euro los und habe als Gegenleistung einen Zusatz in Zeile 22 in meinem Fahrzeugschein.

 Zusatz im Fahrzeugschein

zu 15.1/2: auch gen.145/80R10 52L  OD. 145R10 52L A. FELGE 3.50X10***

"Neue" Radzierblende noch vor der Aufbereitung und Lackierung. Die bisherige liegt wohl irgendwo im Straßengraben
"Neue" Radzierblende noch vor der Aufbereitung und Lackierung. Die bisherige liegt wohl irgendwo im Straßengraben

Wo ist meine Radzierblende hin?

Beim Zwischenstopp auf unserer ersten Testrunde fällt auf, dass die linke hintere Radzierblende fehlt. Das darf doch nicht wahr sein. Da das Gras am Straßenrand noch überschaubar kurz ist, fahren wir am nächsten Tag die wenigen Kilometer von Fahrenbach nach Reichenbuch mit dem Fahrrad ab. Trotz intensivem Suchen finden wir die Radkappe nicht mehr, sie bleibt verschwunden. Auch wenn Christian noch Ersatz hat, ärgere ich mich über die unnötige Aktion.

Als Trost geht es am Sonntag schließlich mit neuen Reifen und Fahrwerk, einer verbesserten Straßenlage und nur drei Radkappen auf die erste Tour, zur Saisoneröffnung 2018.

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Saisoneröffnung 2018

Goggo Coupé bei der Saisoneröffnung

Saisoneröffnung 2018

Samstag, Sonne, Saisoneröffnung

Die Aprilwoche glänzt mit sommerlichen Temperaturen, wolkenlosem Himmel und prächtig blühenden Blumen. Das Goggo Coupé steht noch von der Reifeneintragung in Mosbach. Folglich nutzen wir den passenden Moment zur ersten Ausfahrt in diesem Jahr: Saisoneröffnung!

Mit einigen Restlitern im Tank starten wir in Richtung Reichertshausen. Die Tour führt uns über teils holprige Nebenstraßen von Sulzbach, über Billigheim nach Reichertshausen. In Neudenau überqueren wir die Jagst. Von Stein am Kocher haben wir eine schöne Aussicht nach Heilbronn und auf die Kocher. Die Straßen passen zu unserem Goggo: Kleine Sträßchen, enge Dorfdurchfahrten und viel Natur.

Benzinhahn und Reserveliter

An einer roten Ampel in Bad Friedrichshall geht plötzlich der Motor aus: Benzin fehlt. Nach Umschalten des Benzinhahns auf die drei Reserveliter springt er sofort wieder an. Dass dies an der Ampel passiert, war glücklich und zufällig. Wir machen einen kurzen Abstecher am Besucherbergwerk Bad Friedrichshall: Leider hat das Salzbergwerk erst ab 1. Mai geöffnet – wir müssen unseren Besuch somit verschieben. Beim anschließenden Tanken gibt der Griff des Benzinhahns durch die Hitze nach und rutscht durch. Er steht glücklicherweise auf geschlossen. Wir scheitern mit mehreren kreativen Versuchen mit Kugelschreibermiene und Haarklammer. Der Schlüsselring bringt die passende Lösung: Eingefädelt in das Loch des Benzinhahngestänges, können wir wieder einigermaßen komfortabel drehen. Diese Aktion hat allerdings einige Schweißperlen gekostet.

Benzinhahn und Reserveliter

In Bad Wimpfen bestaunen wir die XXL-Baustelle der entstehenden Lidl-Zentrale – diese ist spektakulär. Weiter führt uns die Tour nach Bad Rappenau, wo wir unserem Goggo Coupé und uns eine Verschnaufpause gönnen. Wir schlendern durch die Fußgängerzone und genießen einen leckeren Eisbecher. Es ist gemütlich, nicht überlaufen und für das überragende Wetter wenig los. Unsere Rückfahrt nach Mosbach führt uns durch die Greifenwarte Burg Guttenberg (externer Link) in Neckarmühlbach. Dort hat man einen weiten Blick ins Neckartal über Haßmersheim und Gundelsheim.

Als die ersten Quell- und sogar Gewitterwolken aufziehen, sind wir bereits daheim in Mosbach. Wir sind glücklich und geschafft von den Eindrücken von unterwegs. Der Aufwand über die Wintermonate, die neuen Stoßdämpfer und die vielen weiteren Anpassungen haben sich gelohnt: Die Saisoneröffnung war erfolgreich. Es hat mal wieder Spaß gemacht mit dem kleinen Sportflitzer.

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» Saisoneröffnung bei herrlichem Sonnenschein geglückt «

Auf’n Kaffee in die Pfalz

Gemeinsame Ausfahrt in die Pfalz: FIat 500 und Goggomobil Coupé

Auf'n Kaffee in die Pfalz

Erste Bewährungsprobe für den Austauschmotor

Spontan entscheiden wir uns zu einer gemütlichen Ausfahrt in die Pfalz. Bei sonnigem Spätsommerwetter fahren wir am Nachmittag von Mosbach nach Reichartshausen. Von dort geht es gemeinsam, mit Fiat 500 (Fiffi) und Goggo Coupé, über Sinsheim, Rauenberg durch die Rheinebene nach Speyer. Mir ist anfangs etwas mulmig hinsichtlich der flotten Fahrt mit neuem Austauschmotor. Jedes kleinste Geräusch wird kritisch verfolgt.

Nach kurzem Tankstopp in Speyer führt uns der Weg weiter in Richtung Norden. Endlich geht es runter von modernen, breiten und langweiligen Bundesstraßen. Auf schmalen, teils holprigen Straßen, durch kleine Ortschaften und Weinberge führt uns Fiffi zu unserem heutigen Ausflugsziel: Café Solo (externer Link) in Weisenheim am Berg.

Gemütliches Café mit Mittelmeer-Flair in der Pfalz

Das rustikal aber liebevoll dekorierte Café liegt versteckt in einem kleinen Hinterhof. Highlight ist der hellblaue Pool, zentral im Garten. Das schöne Wetter sorgt für regen Andrang, sodass wir nur mit etwas Glück einen Platz im überdachten Garten bekommen. Die Bedienungen wirken etwas hilflos mit den vielen Gästen. Schlussendlich bekommen wir unseren Flamm- und Sahnekuchen mit Kaffee – sehr lecker!

Rückfahrt in der Dunkelheit

Als sich die Sonne bereits in Richtung Pfälzer Berge senkt, machen wir uns auf den Rückweg. Auf direktem Wege von der Pfalz, quer durch Mannheim und Heidelberg, fahren wir in Richtung Mosbach. Als die Sonne komplett verschwunden ist, führt uns der Weg entlang der Uferpromenade in Heidelberg. Noch immer haben wir das gesamte Neckartal bis nach Mosbach vor uns.

In völliger Dunkelheit düsen wir durch das endlos scheinende Neckartal nach Mosbach. Wir möchten endlich ankommen, ohne Zwischenfälle auf den letzten Kilometern. Letztlich haben wir die Bewährungsprobe bestanden. Wir sind geschafft, aber glücklich. Lediglich die Ohren dröhnen noch lange nach. Für die nächste Tour haben wir uns im Nachgang Ohrstöpsel (externer Link)  besorgt. Schön war es, in der Pfalz.

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» Erste Bewährungsprobe für den neuen Austauschmotor im Goggo Coupé «

Austauschmotor

Austauschmotor für das Goggo Coupé

Goggo erhält Austauschmotor

Fehlende Erfahrung erfordert Geduld, Zeit und Geld

Zwei Jahre, eine gesamte TÜV-Periode, ist es mittlerweile her, dass wir den Motor ausgebaut, aufgeschraubt, überholt und nie wieder optimal zum Laufen gebracht haben. Wir sind bei der damaligen Motorüberholung davon ausgegangen, dass es ohne Austauschmotor klappt. Nun verliere ich mit der Zeit zunehmend die Geduld und Motivation.

Der Profi im Ruhrgebiet soll’s richten

Anfang Juli bringe ich den Motor ins Ruhrgebiet, zu Goggo Schmidt (externer Link) nach Velbert. Umgehend prüft Herr Schmidt den Motor kritisch und umfangreich. Nicht optimal, hier kein Originalteil, dort ein Fehler und das hat zu viel Spiel. Die Goggo-Erfahrung merkt man seinem scharfsinnigen Auge sofort an. Bei mir Erleichterung und Bauchweh zugleich. Einige Tage später dann die Ernüchterung in ungeahntem Umfang: Kurbelwelle bzw. Pleuellager haben zu viel Spiel und müssen ausgetauscht bzw. instandgesetzt werden. Kostenpunkt alleine hierfür über 500,00 Euro. Darüber hinaus muss der Vergaser wegen zu hohem Verschleiß überholt werden. Schließlich kommen noch verschlissene Kolben bzw. Zylinder, einige Lager und nicht zuletzt das altbekannte Rückwärtsgangrad hinzu.

Okay. Um Kosten zu sparen bietet Hr. Schmidt an, dass ich die Ersatzteile selbst auftreiben kann. Dabei kam mir nur Christian Fuß in den Sinn. Er hörte sich alles in Ruhe an, schüttelte den Kopf und sagte gelassen: Kann dir die benötigten Teile geben, aber warum nehmen wir nicht einen Austauschmotor von mir und richten diesen gemeinsam? Das spart Geld, Aufwand und du kannst in Kürze wieder Goggo fahren. Letzteres Argument überwiegt. Hand drauf, das ist ein Angebot. Mein bisheriger Motor verbleibt in seinen Einzelteilen in Velbert. Nochmals vielen Dank an Herr Schmidt für die entgegenkommende Unterstützung und den fachlichen Rat.

Schlussstrich unter diese Ära.

Der Austauschmotor als Lösung

Seit einigen Jahren verstaubt der Austauschmotor regungslos als bisher nicht benötigtes Ersatzteillager in der Scheune. Gut geschmiert ist er dennoch. Jetzt soll er endlich wieder laufen und arbeiten dürfen. Auch wenn es natürlich kein komplett neuer Motor ist, so wird es dennoch eine große Bereicherung für das Goggo Coupé.

Am ersten Samstag zerlegen wir den Motor Schritt für Schritt. Beim Ablassen des Getriebeöls fällt uns auf, dass dies ganz klar und sauber ist – der Motor scheint nur wenig damit gelaufen zu sein. Auch die Kolben, die durch die Zylinder-Öffnungen des demontierten Ansaugrohrs erkennbar sind, zeigen keinerlei Gebrauchsspuren. Da auch die Verdichtung gut ist und der Motor ordentlich schmatzt, belassen wir die Zylinder und Kolben auf der oberen Motorschale. Die Kupplung hingegen ist altersbedingt festgeklebt und muss ersetzt werden. Die Übersetzung mit 22:63 Zähnen ist ebenfalls nicht optimal und stammt von der Limousine. Christian wühlt in seinen Beständen und wird nach eifrigem Suchen fündig: 62 Zähne. Das kleine Ritzel mit 23 Zähnen besorgen wir über Fa. H. Butschek, Glasersatzteileladen (externer Link). Nun entspricht die Übersetzung wieder der originalen Coupé-Version.

Außen vielversprechend, innen Chaos?

Beim Trennen der beiden Motorschalen sind wir gespannt: Das Rückwärtsgangrad ist der Klassiker, das bei den meisten, gebrauchten Goggo-Motoren getauscht werden muss und kostspielig ist. Christian ist überrascht: „Wie neu, das gibt es nicht – hast du ein Glück“. Naja, das muss auch mal sein. Nachdem nun der Motor in allen Einzelteilen vor uns liegt, suchen wir die fehlenden Teile zusammen und machen einen Bestandscheck. Alle benötigten Verschleißteile wie Zündkerzen, Dichtungen und Lager bestellen wir bei Uwe Staufenberg (externer Link).

Mit Christians Goggo-Erfahrung scheint dies alles recht einfach. Noch am Vormittag sind alle Teile bestellt und wir können vorerst nicht weitermachen. Im Nachgang säubern wir den Motor mit Bremsenreiniger und bereiten alles für den anstehenden Zusammenbau vor.

Zusammenbau des Motors

Zum darauffolgenden Wochenende sind alle Ersatzteile vorhanden. Am zweiten Samstag geht es folglich mit dem Zusammenbau der gerichteten und gesäuberten Teile sowie der neuen Ersatzteile weiter – Motorschalen zusammen, Dichtungen einsetzen und ganz wichtig (!) das Rückwärtsgangrad korrekt in die Schaltklaue einfädeln. Wir kommen zügig voran und unter Christians Mithilfe sind wir bis zum Mittag mit dem Zusammenbau des Austauschmotors fertig. Bei einer ersten Probedrehung hören wir das satte Schmatzen der Kolben – die Verdichtung scheint gut zu sein. Schlussendlich montieren wir den Vergaser und der neue alte Motor ist komplett.

Der Einfachheit halber nehme ich den Motor mit zum Goggo und baue ihn ein. Die neue Dreipunktfixierung stabilisiert zusätzlich. Das Eindrücken der Kreuzgelenke klappt ebenfalls ohne Schwierigkeiten. Lediglich die Seegeringe (Wiki, externer Link) sind wie immer eine Fummelei. Dass der Einbau so reibungslos läuft, macht mich etwas stutzig. Das bin ich bisher von meinem Coupé nicht gewohnt. Nach dem Einstellen der Zündung und des Vergasers, sowie Einfüllen des Getriebeöls, wagen wir einen ersten Probelauf. Er springt direkt an und läuft ruhig. Er läuft!

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» Nach über einem Jahr Stille – der Motor läuft wieder. Läuft. «

Warum ein Oldtimer?

Welc

Der richtige Oldtimer

Welcher Oldtimer passt zu mir?

Lange habe ich mich sporadisch nach einem kleinen Oldtimer umgeschaut. Darunter die Klassiker Mini, Käfer & Fiat 500. Schnell wurde mir jedoch klar: Minis haben viel Rost, Käfer sind der Standard und Fiat 500 sieht man (zu) viele. Und so komme ich durch Zufall auf einen kleinen Oldtimer, der mittlerweile eher ein Exot ist: Das Glas Goggomobil Coupé. Das nenne ich einen wahren Oldtimer. Die klassische Linienform, die einfache Zweitakter-Technik und die kompakten Maße von drei Metern länge. Waren die Goggos in den 50iger und 60iger Jahren sehr beliebt und auch für den Mittelstand erschwinglich, so sind die kleinen Oldtimer mittlerweile eher selten auf den Straßen unterwegs.

Zudem schwärmte mein Großvater mit großer Begeisterung von seiner früheren Goggo Limousine: „Zu viert sind wir damals damit ins Allgäu in die Berge gefahren“. Wer die Innenraumdimensionen (vor allem der Rückbank) kennt, weiß diese Aussage zu schätzen. Übrigens, die groben Stollenreifen von damals liegen noch heute in Opas  Garage.

Daraufhin hatte mich die Oldtimer-Begeisterung vollends gepackt. Und ich beobachtete aktiver die für mich interessanten Oldtimer-Angebote und Onlineinserate.

Mein Oldtimer: Goggomobil Coupé. Die Retro-Aufnahme entstand kurz nach Instandsetzung und Lackierung des Oldtimers im Sommer 2019
Mein Oldtimer: Goggomobil Coupé. Die Retro-Aufnahme entstand kurz nach Instandsetzung und Lackierung des Oldtimers im Sommer 2019

Goggo - eine Herzensangelegenheit

Im Sommer 2014 entschließe ich mich schlussendlich spontan zum Kauf meines Oldtimers: Ein Glas Goggomobil Coupé TS 250. Wie ich erst in den vergangenen Jahren und in vielen Gesprächen nach und nach erfahre, hat das Auto zwar wenig Rost, jedoch gleicht es bei Chassis und Karosserie einem Flickenteppich. Amateurhafte Reparaturen, die üblicherweise nur bei Bedarf und nicht nachhaltig ausgeführt wurden. Dazu kommen verzogene Karosserieteile, ungleichmäßige Ausbesserungen und viel Spachtelmasse.  So what – ich bin nun mal ein absoluter Oldtimer-Laie und muss mit derartigem Negativem rechnen. Trotz der sich in den darauffolgenden Jahren sammelnden Überraschungen im Zuge der technischen Instandsetzung haben wir viel Spaß mit dem Coupé. Anfangs unternehmen wir auch trotz der optischen Mängel einige Goggo-Touren.

Was bedeutet Oldtimer?

Der Blick in die offizielle Definition sorgt schnell für Aufklärung: Ein Fahrzeug zählt in Deutschland als Oldtimer, wenn es 30 Jahre oder älter ist und sich in einem guten Zustand befindet.

Vergleiche dazu Quelle Oldtimer bei Wikipedia (externer Link) oder die Definition des ADAC (externer Link).

Oldtimer mit Patina

In unseren Zeiten des Wohlstands entdeckt man häufig erstklassig restaurierte Oldtimer. Sahnestücke von einst, feinsäuberlich erneuert, als käme das Fahrzeug direkt vom Fließband. Mir fehlt dabei jedoch die Authentizität. Die Patina, die kleinen Makel und Dellen gehören zwangsläufig zu einem Oldtimer. Das liebe ich an meinem Glas Goggomobil Coupé TS 250. Zugegeben, ist das eine persönliche Ansichtssache. Und bei mir auch bedingt durch die begrenzten zeitlichen und finanziellen Mittel. Wer weiß, vielleicht bekommt der Kleine in der Zukunft doch mal eine Komplettrestaurierung ab. Dann fehlt ihm ebenfalls die besondere Patina.

Schönes Goggo Coupé ohne Basis?

51.702 Gesamtkilometer zeigt der Tacho anfangs. Das ist eine ganze Menge für den kleinen Flitzer. Ungewiss jedoch, welche Teile des Fahrzeugs tatsächlich diese Kilometer miterleben durften. Dass das Chassis und die Karosserie mit den zahlreichen Einzelreparaturen und gespachtelten Bereichen keine gute Oldtimer-Qualität erreichen, ja ok. Aber ist das ein Grund, das Coupé wieder zu verkaufen, wie es mir einige raten?

Nein. Das stört mich nicht so sehr. Zu Beginn lege ich den Fokus auf eine überholte und einwandfrei funktionierende Technik. Der glücklosen Motor-Überholung und einem neuen Austauschmotor, folgt die Innenraum-Auffrischung. Das optische Aufbereiten macht mehr dann auch mehr Spaß als die Technik-Erneuerung. Abschließend kümmere ich mich nun um die Karosserie. Auch wenn die (Motor-) Technik sehr interessant und spannend ist, die (restaurierte) Karosserie ist letztlich das, was man auf den ersten Blick sieht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Und so steht zur großen Tour nach Skandinavien im Sommer 2019 ein gut aussehender Oldtimer mit aufbereiteter Technik vor mir.

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» Ein seltener Oldtimer und dazu das einzige Goggo Coupé in Mosbach «

Hauptuntersuchung

Hauptuntersuchung bestanden. Plakette erhalten

Goggo erhält Hauptuntersuchung

Bibbern vor der Hauptuntersuchung

Die Hauptuntersuchung ist mittlerweile seit über anderthalb Jahren abgelaufen. Das ist allerdings nicht schlimm, da das Coupé durchgehend zugelassen war. Der Motor läuft ruhig und kein Zweitakter-Gemisch sifft seitlich aus dem Vergaser. Das müsste doch für den Stempel der Behörde reichen. Zuversichtlich bringe ich das Coupé zur Werkstatt. Nach einigen Tagen dann die Ernüchterung. Der TÜV hat einige Mängel festgestellt: Die Bremsleistung hinten ist einseitig. Lediglich die Abgasuntersuchung ist bestanden. Passend zu meiner Stimmung regnet es aus allen Kübeln und ich bin mit dem Fahrrad vor Ort. Das erste Mal komme ich ins Grübeln, ob der Kauf ohne jegliche Erfahrung zu meinen Glanzleistungen zählt? Sicherlich nicht, aber aufgeben gilt nicht.

Bremsen tauschen am Goggo Coupé

Vor dem Bremsenwechsel mit neuen Bremszylindern und -klötzen habe ich Respekt. Insbesondere das abschließend erforderliche Belüften der Bremsen macht mir Sorgen. Wie so Vieles am Goggo Coupé, habe ich auch das bisher noch nicht gemacht. Schließlich sind die Bremsen eine, wenn nicht die wichtigste Komponente am Fahrzeug – zumindest bergab.

Bei ebay kaufe ich entsprechende Bremszylinder von cifam. Zu beachten gilt: Die Bremszylinder vorne und hinten unterscheiden sich. Die Bremsen beziehe ich als fertigen Satz für ca. 100,00 Euro von Uwe Staufenberg (externer Link). Mit Hilfe des Bremstrommelabziehers gelingt der Einbau reibungslos. Lediglich das Wiedereinfädeln und Platzieren der Federn zwischen den Bremsklötzen ist im Nachgang betrachtet etwas fummelig – währenddessen formuliert würde vermutlich eher eine „Riesen-Schei…“ anstatt „fummelig“ zutreffen.

Abschließend muss die Bremsflüssigkeit aufgefüllt bzw. die Bremsen entlüftet werden: Beginn an der vom Ausgleichsbehälter weitesten entfernten Bremse (hinten rechts). Hierzu muss das Bremspedal mehrmals betätigt werden, bis ausnahmslos blasenfreie Bremsflüssigkeit am Überlauf der Bremse herausquillt. Dies muss für jede Bremse separat vorgenommen werden. Zwischendurch fülle ich den Ausgleichsbehälter mit neuer Bremsflüssigkeit auf.

Vorbereitung für die Hauptuntersuchung: Abgezogene Bremstrommel zum Tauschen der Bremszylinder
Vorbereitung für die Hauptuntersuchung: Abgezogene Bremstrommel zum Tauschen der Bremszylinder

Mit neuen Bremsen nochmals zum TÜV

Das erste Testrollen im Hof ist erstaunlich. Gefühlt überschlägt sich das Auto. Die Bremswirkung ist beeindruckend und keinesfalls vergleichbar mit der Bisherigen. Und das mit dieser alten Technik und bei einem so alten Fahrzeug. Die Mängel sind folglich beseitigt. Ein neuer Anlauf für die Hauptuntersuchung steht an. Da mittlerweile alle beanstandeten Mängel beseitigt sind, sollte die Prüfung erfolgreich sein. Trotzdem habe ich meine Zweifel und etwas Bammel davor.

Schließlich erhält das Coupé anstandslos neuen TÜV (externer Link) – besteht also die fehlende Hauptuntersuchung. Nun können wir bald wieder Touren mit unserem Oldtimer machen.

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Herbsttour zum Katzenbuckel

Im Goggo auf Herbsttour zum Katzenbuckel

Herbsttour zum Katzenbuckel

Herbsttour im Oldtimer

Sonntagmorgen in Mosbach, nebelverhangen und trist. Genau richtig für eine herbstliche Goggo-Tour. Der Nebel lichtet sich im Laufe des Vormittags. Der blaue Himmel und wärmende Sonnenstrahlen sorgen nochmals für einen angenehmen, milden Novembertag. Unterwegs fällt auf, dass die Scheibenwischergummis nicht mehr zufriedenstellend ihren ursprünglichen Zweck erfüllen: Wischen. Vielmehr werden die feinen Wassertropfen des Nebels verwischt, was zu eingeschränktem Durchblick führt. Wir lassen uns dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Unsere Herbsttour mit dem Goggo Coupé führt uns über Sinsheim nach Eppingen. Nach einem späten, aber gemütlichen Frühstück fahren wir weiter zu einem Familienbesuch.

Bergauf zum Katzenbuckel

Am späten Nachmittag kämpft sich das kleine Goggomobil Coupé TS 250 mit seinen knapp 14 PS aus dem Neckartal. Der stetige Aufstieg von Eberbach nach Oberdielbach zieht sich in die Länge. Die Steigung ist angenehm gleichmäßig. Lediglich der rege und schnelle Verkehr stört. In Schollbrunn angekommen, folgt prompt die Entlohnung: Abendliche Sonnenstrahlen mit einem weitreichendem Blick in Richtung Heilbronn und über das tief einschneidende Neckartal. Dazu im Hintergrund unser Highlight unserer heutigen Goggo-Tour: Der 626 Meter hohe Katzenbuckel (Wiki, externer Link), dem höchstem Berg des Neckar-Odenwalds. Während wir den Blick genießen, kann sich unser Goggomobil etwas von der Anstrengung erholen.

Schnappschüsse in der Abendsonne

Die Tage werden zusehend kürzer. Die Sonne neigt sich bereits früh in Richtung des Horizonts. Dabei entstehen einige schöne Schnappschüsse vom Coupé vor beeindruckender Landschaft, mit Katzenbuckel im Hintergrund. Lange Schatten und warmes Licht deuten auf die kürzer werdenden Herbsttage und die langen Winternächte hin. Eine schöne Atmosphäre, die wir genüsslich genießen. Bevor die Sonne jedoch komplett verschwunden ist, geht es vorbei am kleinen Flugplatz in Lohrbach die Serpentinen hinunter nach Nüstenbach zurück in die gemietete Wellblechgarage nach Mosbach. Ein langer und schöner Herbsttag neigt sich dem Ende zu. Unsere Herbsttour war die letzte Tour in diesem Jahr.

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Motorüberholung

Motor-Ersatzteile für die Motorüberholung

Motorüberholung

Meine erste Motorüberholung

Der Motor läuft (für mein Empfinden) problemlos. Er hat uns auf Anhieb von Bayern in einem Rutsch nach Mosbach gebracht, springt direkt an und macht keine (erkennbaren) Mucken. Doch einige metallischen Geräusche stören bei genauem Hinhören. Wir kommen um eine Motorüberholung nicht umher.

Als erfahrener Schrauber ermutigt und motiviert mich Dominik: Das bekommen wir gemeinsam in den Griff. Einfach Motor auf, die betroffenen Zahnräder und Lager tauschen, alles wieder zusammen und dann schnurrt er wieder leiser. Trotz meiner Skepsis (wenn wir ihn nicht mehr zum Laufen bekommen?) überzeugt er mich letztlich.

Ausbau des Motors

Los geht’s. Der Ausbau erfolgt schrittweise anhand der Goggo-Werkstatt-Anleitung. Schrauben lösen, Einzelteile reinigen und beschriften. Alles problemlos und innerhalb eines Vormittags erledigt. Lediglich die Kreuzgelenke der Antriebsachsen erfordern Feingefühl, um Beschädigungen zu vermeiden.

Ersatzteile

Sämtliche Lager im Gesamtwert von mehr als 500.00 EUR tauschen wir vorsichtshalber. Die Kolben und Zylinder weisen feine Riefen auf. Die Rückstände zeugen zudem von einer längeren Standzeit des Fahrzeugs. Daher haben wir die Flächen von Hand bearbeitet und nachträglich poliert. Die Kolbenringe hingegen wurden komplett erneuert. Erste Testdrehungen während des Zusammenbaus weisen auf eine bessere Verdichtung hin.

Wiedereinbau mit Überraschungen

Am zweiten Wochenende steht der Einbau an. Der Motor sitzt, alles anschließen, Zündung an und er fährt. Er fährt aber nur rückwärts. Die Schaltklaue des Rückwärtsgangrads haben wir eingefädelt. Aber gab es dabei etwas zu beachten? Natürlich, wie sich schnell herausstellt. Und natürlich haben wir bei einer 50/50-Chance falsch entschieden. Bingo, Jackpot.

Sämtliche Teile wie Lager und Ritzel ersetzen wir vorsichtshalber bei der Motorüberholung
Sämtliche Teile wie Lager und Ritzel ersetzen wir vorsichtshalber bei der Motorüberholung

Nochmals auseinanderbauen

Nachdem der Fehler bekannt ist, muss der Motor wieder raus. Aufschrauben, Klaue korrekt einfädeln und dann sollte alles passen. Beim Ausbau beschädigen wir jedoch aus Unachtsamkeit die Platine der Kontaktlosen Zündung (KTZ). Zudem ist das Gehäuse der Zündspule verbogen. Beide Teile müssen getauscht werden. Das Gehäuse erstehe ich mit etwas Glück gebraucht bei ebay. Bei der KTZ wird es schwieriger. Das Modell ist nicht mehr lieferbar. Über Umwege erstehe ich eine neue, sauber verarbeitete Zündung.

Zweiter Versuch

Wir bauen alles wieder ein. Dazu kommt nun für uns eine neue Herausforderung: Das Einstellen der Zündung bzw. das Finden des Totpunkts (Zündung 2,5 mm vor dem Totpunkt). Damit die fehlende Erfahrung nicht nochmals zu einem Problem führt, wählen wir anfangs vorsichtshalber einen minimal zu späten Zündzeitpunkt. Sicher ist sicher. Besser weniger Leistung, als eine gegenläufige Zündung.

Schlussendlich läuft der Motor wieder. Ein geiles Gefühl. Endlich ist die Motorüberholung abgeschlossen. Abschließend fahre ich beim TÜV zur Hauptuntersuchung vor.

GO250. Goggo-Leidenschaft für einen ganz besonderen Oldtimer

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Überführungsfahrt

Zwischenstopp während der Überführungsfahrt bei Schorndorf

Goggo auf Überführungsfahrt

Überführungsfahrt von Bayern nach Baden-Württemberg im Goggo Coupé

Ein ganz besonderes Vorhaben steht an: Die Überführungsfahrt des Goggomobil Coupé TS 250 von Memmingen nach Mosbach. Das sind 250 Kilometer Ungewissheit auf eigenen (Oldtimer-) Rädern. Dabei stellt sich zwangsläufig die Frage, ob wir noch ganz knusper sind? Ist das Fahrzeug tatsächlich fit für eine so lange Tour?

Samstagmorgen, sieben Uhr. Mit dem eigenen Fahrzeug geht es nach Memmingen. Wir sind gut vorbereitet für den aufregenden Tag. Einerseits haben wir für reichlich Verpflegung für den ganzen Tag gesorgt. Andererseits liegen sämtliche Unterlagen und Zubehörartikel wie Warnweste und -dreieck, Überführungskennzeichen, diverse Schraubenschlüssel, Kraftstoffkanister und Zweitaktöl für den Kauf bzw. die Überführungsfahrt vor. Und natürlich halten wir auch den Kaufpreis in bar bereit. Das ist viel Geld. Wenngleich das Goggo Coupé mittlerweile ein altes Fahrzeug ist, so ist der Betrag höher als der damalige Neupreis von ungefähr 3.500 D-Mark. Und wir kaufen keineswegs einen gut gepflegten oder neuen Wagen. Schlussendlich kommen wir gut gerüstet für die Überführungsfahrt in Memmingen an.

Ratschläge eines Oldtimer-Liebhabers

Schlussendlich erfolgt der Kauf unspektakulär und reibungslos. Der Ablauf im Schnelldurchgang: Kaufvertragsvorlage des ADAC ausfüllen, Geld zählen und Überführungskennzeichen anbringen. Währenddessen sprudelt der Verkäufer, ein erfahrener Oldtimer-Liebhaber, vor Oldtimer-Euphorie. Er zeigt uns stolz seine restaurierten BMW Isettas (Wiki). Hingegen war unser gerade erstandenes Goggomobil Coupé angeblich nur ein Testkauf. Trotzdem erklärt er uns viele Details und weist in die Besonderheiten des Zweitakters ein. Zum Abschied drückt er uns kleines Schild in die Hand: Goggo Parking. Und schließlich folgt ein allerletzter, gut gemeinter Rat:

Die Strecke ist weit, das Fahrzeug hat über zwei Jahre gestanden. Wollt ihr das Goggo nicht doch auf einem Anhänger überführen?

Das Abenteuer beginnt

Letztlich lehnen wir abenteuerhungrig ab. Mit der Überführungsfahrt begeben wir uns in ein Abenteuer. Zu Beginn ist der Himmel wolkenverhangen, das Wetter trist und unangenehm frisch. Die ersten Kilometer sind ungewohnt und fremd. Schließlich führt uns die Tour nördlich in Richtung Ulm. Jedes Knacken, Scheppern oder Wackeln wird skeptisch registriert. Dann folgt der erste Tankstopp und eine weitere Herausforderung: Zweitakt-Öl abmessen, einfüllen und Superbenzin nachtanken. Hoffentlich passt das Mischungsverhältnis 1:25. Das freundlich-belächelt-werden der Verkehrsteilnehmer oder anderen Spritsuchenden fällt anfangs schwer. Unsicher wird zurückgezwinkert – wie geht man damit um?

Schüchtern den Rückspiegel wegdrehen

Weiter geht es bergauf und bergab mit maximal 70 Kilometern pro Stunde in Richtung Heimat. Wenngleich die Bremsen zögerlich und gewöhnungsbedürftig sind, verbreitet sich zunehmend Zuversichtlichkeit. Währenddessen bleibt ein kurzer, ungewollter Autobahnabschnitt und eine zweispurige Bundesstraße nicht erspart. Unser kleines Goggomobil Coupé schiebt kontinuierlich weiter, vorbei an Geislingen an der Steige, Schwäbisch Gmünd und Murrhardt. Dass die Höchstgeschwindigkeit nicht mehr den Standards der Zeit entspricht, wird schnell bewusst. Die LKWs im Rückspiegel werden zunehmend größer. Schließlich ist nur noch ein mächtiger Kühlergrill und das KFZ-Kennzeichen sichtbar. Da bleibt nur noch das Wegdrehen des Rückspiegels, damit die Mächtigkeit nicht dauerhaft präsent scheint.

Sonnenbrand auf der Zielgeraden

Später weicht die Anspannung zunehmend einer gewissen Zufriedenheit. Auch das Wetter bessert sich mit jedem gefahrenen Kilometer. In der heißen Abendsonne führen die verbleibenden Kilometer quer durch Heilbronn, dem Neckarverlauf folgend nach Mosbach. Gegen 19 Uhr rollen wir mit unserem neuen Weggefährten in die Einfahrt. Abschließend machen wir die Zündung aus und drehen den Benzinhahn zu. Geschafft. Auf dem linken Ellbogen macht sich Sonnenbrand bemerkbar. Unglaublich. Schließlich haben wir 250 Kilometer ohne jegliche Probleme, Aussetzer oder Gefahren überwunden. Zufrieden und mit einem breiten Grinsen geht ein aufregender Tag zu Ende. Die Überführungsfahrt, unsere erste Tour mit einem Goggo, endet erfolgreich. Viele weitere Goggo-Touren folgen.

GO250. Goggo-Leidenschaft für einen ganz besonderen Oldtimer

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